Expressionen begleiten uns durchs ganze Leben. Sie sind immer da und doch entziehen sie sich unserem Willen. Sie entstehen aus einem inneren Impuls als Reaktion auf ein äusseres Ereignis, flüchtig, vergänglich und doch sind sie eine Konstante im menschlichen Leben, ohne die wir nicht lebensfähig wären.
Es ist vielleicht die älteste Sprache, die wir kennen, bevor die verbale Sprache entstand. Es ist für unser Leben existentiell Expressionen zu verstehen und darauf reagieren zu können. Dies ist auch heute Teil unserer Menschlichkeit. In jedem Augenblick entsteht vielschichtig und flüchtig ein neuer Ausdruck, um gleich wieder zu vergehen.
Das Video „Expression“ basiert auf der Porträtserie „Human“, die 2019 in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell als Installation gezeigt wurde.
Haare - Fasern- Fäden und Stoffe werden in dieser Serie zu immer wieder anderen Expressionen verbunden.
In der Videoarbeit „Expression“ werden die Gesichter in einer konstanten Bewegung miteinander überlagert und verflochten.
"Dieses Erkennen fremder Lebenslinien, die auch die eigenen sein könnten, schwingt in der Betrachtung der Arbeiten von Nesa Gschwend immer mit. Das Schöne dabei ist, dass wir dazu kaum Vorwissen, keine Fakten benötigen – wir erkennen und erleben den anthropologischen Speicher, die anthropomorphische Essenz im Dialog mit den Werken von Nesa Gschwend intuitiv: Das Existentielle ist einfach da, es ist einfach so, denn Haare und Kleider machen zwar keine Leute, sind aber Auslöser und Träger von ökonomischen, sozialen und – für uns natürlich besonders wichtig – kulturellen Haltungen und Handlungen. Dieses grundsätzliche, manche würden wohl auch sagen «alte Wissen», ist in den Arbeiten von Nesa Gschwend eben nicht verborgen, sondern bewahrt, aufgehoben und immer gegenwärtig. Wir spüren die individuellen Erinnerungen, die in und mit den Stoffen – dank der künstlerischen Intervention von Nesa Gschwend – in Spuren eines kollektiven Gedächtnisses verwandelt werden. Letztlich richtet die Künstlerin im Einzelwerk, in den Werkserien, in der Raum-kombinationen und in den Ausstellungen multidimensionale Bühnen ein, auf denen nicht nur die Arbeiten, sondern ebenso die Betrachter zu Akteuren werden." Roland Scotti, Kurator Kunstmuseum Appenzell