Nesa Gschwend. Zwischen Ausdruck und Geste
Mit dem Titel „Zwischen Ausdruck und Geste“, den die Künstlerin für dieses Buch und die Ausstellung in Vaduz gewählt hat, öffnet Nesa Gschwend einen Raum, in dem die beiden Begriffe sozusagen als Antipoden erscheinen, zugleich aber zwei Seiten dieses gemeinsamen Raumes bilden und untrennbar voneinander abhängig und aneinander- gebunden sind. Die folgenden Gedanken sollen versuchen, sowohl den Zwischenraum wie auch die Berührungen von Ausdruck und Geste in ihrem Werk zu befragen. Nesa Gschwends ganzes Schaffen geht vom Handeln aus. Am Anfang ihrer künstlerischen Tätigkeit standen Theater und Performance, und darin wurzelt auch ihr bildnerisches Werk, wobei die Grenzen und Übergänge sich als offen und fliessend zeigen. Aus den Performances gehen Objekte und Installationen hervor, während Zeichnungen und Objekte ihrerseits als Teil einer Performance einbezogen werden können. Es sind Bilder oder Darstellungen einer Suche nach Erkenntnis an jener, in der Geistesgeschichte immer wieder neu erforschten, Grenze zwischen dem Menschen selbst und jener Welt, die dieser als „äussere“ erfährt. Im Zentrum steht der Mensch als Wesen, das im Handeln, in körperlicher Berührung, im Be- und Er-Greifen sich selbst und die Welt zu erfassen sucht. Gschwends Arbeit ist von „Handgreiflichkeit“ geprägt, von Berührung, körperlicher Begegnung und Auseinandersetzung mit Materialien und Gegenständen, von Wandlungen, von Prozessen der Durchdringung, der Aneignung und der Verinnerlichung. Die Beschreibung der Performance „der rote Faden“ soll als Ausgangspunkt für die Darlegung einiger Aspekte von Gschwends Schaffen und der von ihr abgesteckten Begriffe dienen.